Der streitbare Philosoph verbrachte kaum sechs Wochen auf der St.Petersinsel – und löste einen europaweiten Pilgerstrom an den Bielersee aus.
Heute noch wollen «Fans» im Rousseau-Zimmer nächtigen.
Für die früheren Rousseau-Pilger war die Anreise seinerzeit bereits ein Erlebnis. Nach einer aufregenden Fahrt von Basel durch die engen Klusen des Juras und auf der alten Römerstrasse über den Pierre Pertuis bestiegen sie in Nidau ein Boot und liessen sich von Einheimischen zum Zufluchtsort ihres Idols hinüberrudern. Geprägt durch unzählige literarische Beschreibungen, Stiche und Gemälde erwarteten sie ungeduldig die Ankunft im Garten Eden.
Ganz so entzückt wie die Verehrer des Genfer Philosophen im 18. und 19. Jahrhundert sind heutige Kulturreisende nicht mehr. Und doch: Es gibt sie immer noch, jene Anhänger von Jean-Jacques Rousseau, die unbedingt im einstigen Zimmer ihres Vorbilds nächtigen wollen.
Das Rousseau-Zimmer kann im Hotel St. Petersinsel besichtigt werden und es ist seit 1765 weitgehend unverändert geblieben. Damals musste Jean-Jacques Rousseau aus Môtiers im Val de Travers fliehen und fand auf der Petersinsel Zuflucht. Der Aufklärer und Vordenker der Französischen Revolution hatte zwar viele begeisterte Anhänger, aber auch mächtige Feinde. In Frankreich und Genf waren seine Schriften verboten, gelesen wurden sie dennoch eifrig.
Aufnahme des Zimmers, in dem der Denker Jean-Jacques Rousseau während seines Aufenthalts auf der St. Petersinsel im Jahr 1765 lebte. Dieses Zimmer wurde in seinem ursprünglichen Zustand belassen und befindet sich im Hotel auf der St. Petersinsel, das an der Stelle der ehemaligen Klosteranlage aus dem Mittelalter steht. Die Aufnahme wurde vermutlich zu Beginn der 1930er Jahre gemacht.
Autor: unbekannt, Quelle: Bielersee-Schifffahrts-Gesellschaft BSG